26. März 2010

Ab morgen ohne Uniform

7:50h. Ferdi trägt Uniform, leichte Tolle, Plastikuhr und Kandale 
Kugelschreiber. Im Rucksack Trinkflasche und Wechselsachen.

Bilderkreis. (Heimlich aufgenommen)

Lümmelkreis. (Heimlich aufgenommen)

Schnatterkreis. (Heimlich aufgenommen)

Stuhlkreis.

Weil ich so eine Leuchte in Mathe bin, werde ich 
jetzt immer unterrichtet.

Feierabend.

Kinder wie die Zeit verrinnt! Ferdi hatte heute seinen letzten Tag im Kindergarten. Wir hatten zum Abschluß ein Gespräch mit seiner Lehrerin und der Chefin vom Kindergarten. Seine Lehrerin Natascha, ist eine strenge und herzliche Frau. Sie kommt von den Philipinnen und war ursprünglich Chemieingenieurin bei Intel. Weil Menschen spannender als Computerchips sind, ist sie aber Lehrerin geworden. Ferdi hat sich bis zuletzt vor ihr ein wenig gefürchtet. Nicht ganz zu Unrecht. Sie muss ganz allein 18 Kinder täglich vier Stunden unterrichten. Ohne Strenge und straffes Programm ist das nicht zu schaffen erklärte sie uns später. Sie erzählt uns von reichen Chineseneltern, die sie unter Druck setzen, weil ihr Kind mit fünf Jahren immer noch nicht lesen kann. Ferdi kann noch nicht lesen, aber in den Kindergarten ist er gern gegangen. Er hat gelernt und ist selbstsicherer geworden, er schnattert englische Wörter und kann Arschbomben ins Wasser machen. Was will man mehr.

25. März 2010

Proton Prolls

This is Proton!

Und ist das Ding auch noch so klein,
ein Proton muss mit Spoiler sein.

Frauke knetet den Dichtungsgummi ran, denn alles ohne Nieten
geht in Malaysia nach spätestens drei Wochen kaputt.

Der geliebte Morgenstau zum Kindergarten verlangt Gefühl
in den Fingerspitzen.

Es ist soweit. Wir sind im Club. Im Club der Spacko-Spoilerbesitzer. Das liegt an unserem neuen Wagen. Der hat einen Spoiler. Wir haben für die restlichen drei Wochen hier ein größeres Auto gemietet, ein Langstreckenwagen für unsere letzte Tour durchs Land. Proton ist das malaysische Gegenstück zu VW in Deutschland. Eigentlich gibt es fast nur Autos der Marke Proton hier, denn ausländische Automarken sind durch staatliche Steuern bösartig teuer und schon ein kleiner Hyundai als Privatwagen deutet auf gewissen Reichtum hin. Unser Proton hat Automatik und wenn wir die Knöpfe finden, gehen sogar die Scheiben elektrisch runter. Die Klimaanlage müffelt zwar, aber lieber im Müffelauto als Brandwunden von der Sonne als Fußgänger. Ich bin gespannt, was wir mit einem Auto das Proton—GEN 2 heißt, alles erleben werden.

Leben auf Planken

 Wer im Holzdorf mit Feuer hantiert, hat den Clan am Hals.

Die alte Frau auf den Planken beobachtet uns genau. Sie ist die beste
Messerwerferin Asiens und berichtet Abends dem Clan.

 Alle Wege führen zum Wasser.

Oder zur Aussichtsplattform mit Buddha auf Bank.

Das ist die Aussicht nach rechts, wenn Du in einem
Weltkulturerbe wohnst.

Und so sieht es links aus. Die Lichter am Horizont gehören
zum riesigen Containerhafen auf dem Festland.

Wurde hier eigentlich schonmal ein James Bond Film gedreht?

Privatsphäre ist was für Westler.

Jeder Jetty hat seinen eigenen Tempel.

Von dort aus kann man hübsch die Straße beobachten und so sitzen.

Danach natürlich essen.

Am liebsten Nudeln, die nach Katzenfleisch riechen.

Penang als Perle Asiens hat eine Reihe interessanter Sehenswürdigkeiten zu bieten. Dazu gehören ganz klar auch die Jettys. Die Jettys sind im Grunde nichts anderes als Dörfer komplett aus Holz. Sie beginnen an Land und reichen weit bis ins Wasser hinein – ein Wasserdorf wenn man so will. Das war früher eine Notlösung, denn die chinesischen Clans die hier wohnten und wohnen, verdienten sich früher als Kulis im Hafen ihr Geld. Mittlerweile geht es ihnen besser und seitdem die UNESCO die Jettys zum Weltkulturerbe erklärt hat, sind sowieso alle Bewohner stolz. Denn sie hören beim Einschlafen das Wasser unter ihren Holzböden gurgeln und jeder trägt den gleichen Nachnamen. Gibt es eigentlich in Deutschland Dörfer, wo alle mit Nachnamen Meier oder Schmidt heißen?

22. März 2010

Eure Gesichter

 Du hast nix zu lachen? Skype mit Nils und alles ist vergessen.

Die Trubel-in-Marburg Show.

Zühlsdorf baut Menschenketten mit Nasezuhalten.

Und gejodelt wird auch.

Sogar Wandlitz funkt uns an.

Weil ich vergessen habe, wie Elvis aussieht, hat Hagen 
sicherheitshalber ein paar Bilder von ihm aufgehängt.

Er zeigt mir Aerobicübungen mit seiner neuen japanischen Surfgitarre.

Und sogar Luis und Steffie kriege ich zu sehen.

Wir hocken aufmerksam am anderen Ende.

Und rasten vor Freude aus.


Eure Gesichter sind bei uns. Ich hebe einige auf. Weil sie lustig waren, oder einfach nur so. Ein Bildschirmfoto ab und zu und gut ist. Dieses Internetz ist schon verrückt. Auch wenn wir weg sind, können wir da sein – zumindestens ein wenig. In 10 Jahren werden wir über diese Bilder lachen, denn dann werden wir immer online sein und unsere Hologramme werden live irgendwo auf der Welt  miteinander kommunizieren.  Die pixeligen Bilder werden irgendwann aussterben. Unsere Enkel aber, werden sie staunend entdecken und ansehen, so wie wir früher die schwarz-weiß Bilder unserer Eltern und Großeltern. 

Guten Morgen Sonnenschein

Ich bin wach, die Sonne noch nicht.


Es geht los, ein neuer Tag.


Ahhh …


Ahhh … heute mit Wölkchen.


Und Dunst. Dafür hübsch Rosa.

Weckt mich morgens der Wecker, erhebe ich mich langsam wie ein Mumie. Ich laufe in Trance stöhnend zu Frauke in die Küche und bitte wimmernd um Kaffee. Aber auch Frauke hat häufig unseren Planeten noch nicht betreten und starrt mich mit offenen Mund fragend an. Wir sehen dann beide aus, wie frisch von einer Planierraupe angefahren. Während des Kaffeetrinkens, lösen wir langsam die Fahrkarte für den kommenden Tag. Seit einigen Tagen bin ich jedoch schon nach dem ersten Schluck Koffein wach. Der Sonnenaufgang wartet. Er will von mir fotografiert werden. Sonnenaufgänge zu fotografieren liegt natürlich in der gleichen Geschmacksliga wie weinende Clowns aus Porzellan für die Schrankwand zu sammeln. So etwas macht man eigentlich nicht. Doch. Ich bin mir für nichts zu schade und mache das. Ich stehe schließlich im Schlüppa 16 Etagen hoch über dem Meer und werde davon wach.

21. März 2010

Akademiker auf Hügeln

Prof. Houben besucht uns im Plattenbau und betätigt 
sich als Sesseltester.

Die Postleitzahl vom Penang Hill ist 11300.

Der Hindutempel ganz oben ist bunter als ein Renoir Bild.

Nackige Füße sind Pflicht.

Familienbild mit Hindugöttern.

Wer Ruhe braucht, geht hinter die braune Scheibe.

So groß wie ein Bus und zum Glück keinem auf den Kopf gefallen.

Ferdi will die Kanone für Zühlsdorf und Prof. Houben 
die Spinne für sein Fotoalbum.

Haze. So heißt die Dunstglocke hier, 
verursacht durch Brandrodung auf Borneo.

Sogar Affen kriegen vor soviel Kreuzschifffahrerbeinen Schiß.

Spritzer. Gibt es einen besseren Namen für Wasser?

Rumgekommen und sattgekriegt Ein glücklicher Profesor.


Professor Houben ist in Penang. Prof. Houben ist Fraukes Doktorvater in Berlin und besucht tatsächlich einige seiner Schäfchen persönlich vor Ort. Er ist alleine hier und unternehmungslustig. Alleine im Hotel hocken ist öde also besuchen wir Samstagmorgen mit ihm den Penang Hill, einen Klassiker unter Penangs Ausflugszielen. Normalerweise rumpelt eine alte Bahn dort hoch. Jetzt nach 88 Jahren Dauerbetrieb wird sie jedoch saniert und hoch geht es am schnellsten per Jeep. Da sitzen wir nun im Jeep. Die Straße, teilweise mit 35% Neigung gesegnet, ist auch ein beliebter Wanderpfad. Der Jeep überwindet nicht sonderlich schnell die knapp 800 Höhenmeter, aber schneller als ein Wanderer ist er allemal. Oben sind wir die ersten Besucher des Tages. Der Berg erwacht, die Stadt unter ihm auch und oben auf dem Hügel wird alles von drei Akademikern wohlwollend kommentiert. Als wir im Jeep wieder runter fahren begegnen uns die gleichen Wanderer wie bei der Hochfahrt. Sie laufen immer noch hoch. Jetzt gucken sie strafend. Unser schlechtes Gewissen beruhigen wir durch Wanstvollhauen beim Inder.